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Damen | "Scheiss auf die Bank, wir brauchen keine!"

Einen spannenden Krimi lieferten unsere Damen am Samstag in Murnau am Staffelsee ab! Nach dem Spiel letzte Woche, wo wir vollzählig angetreten sind, konnten diese Woche leider nur 5 Spielerinnen, und so fanden wir uns in der gleichen Situation wieder, wie unser Gegner Dingolfing letzte Woche, die auch ohne Bank angetreten sind (und mit knapp 50 Zählern Differenz wieder heimgeschickt wurden...).

Dazu kommt, dass Staffelsee als Tabellenführer noch ungeschlagen war und mit fast vollem Kader (11 Spielerinnen) angetreten ist. Demnach waren unsere Erwartungen an das Spiel relativ niedrig, wir wollten eigentlich nur überleben, ohne in Unterzahl spielen zu müssen, und wir wollten die Differenz so niedrig wie möglich halten, also keine 50 Punkte Klatsche bekommen. Wir wollten unser Spiel für uns als Team möglichst gut abliefern, Sieg oder Niederlage war uns dabei völlig egal. 

Wir starteten also mit unseren niedrigen Erwartungen ins erste Viertel, die jedoch gleich mit einer unserseitigen Führung von 6:2 belohnt wurden. Der Start ins Spiel gelang also sehr gut, von Beginn an kämpften sich Sofia Kanzler und Ariana Pasoski souverän zusammen als Aufbauspielerinnen durch die Ganzfeldpresse der Gegnerinnen. Das erste Viertel ging mit knappen 15:14 an Staffelsee. Wir erkannten einige Parallelen zur letzten Woche, auch gegen das fünfköpfige Dingolfing war das erste Viertel noch ausgeglichen, jedoch hatten diese zum 2. Viertel den Faden verloren. Das sollte uns nicht passieren: "Nicht den Faden verlieren, einfach so weitermachen", so kam es vom Chef, und das taten wir auch: wir erkämpften uns Punkt um Punkt, in der Verteidigung gelangen uns einige Steals. Wir achteten überhaupt nicht auf den Punktestand, es ging nur darum, nicht aufzugeben. Wir verloren im 2. Viertel nicht den Faden! Mit einem Gleichstand ging es in die Halbzeitpause. 

In der Pause kamen aber einige mentale Hindernisse auf: eine Spielerin hatte schon 4 Fouls, ein fünftes im Laufe des Spiels würde bedeuten, in Unterzahl weiter spielen zu müssen, dabei würde es ohnehin schon eine konditionelle Herausforderung sein, die zweite Halbzeit irgendwie zu überstehen, ohne dass das Spiel in einem " Hinterherlaufen und hoffen, dass es bald vorbei ist" enden würde! Alle waren sich bewusst, dass das dritte Viertel das herausfordernste sein würde, sowohl konditionell, als auch mental. Es galt erneut, den Faden zu behalten. Alle waren ohnehin schon erstaunt, dass wir schon so lange und mit so gutem Ergebnis (Gleichstand) durchgehalten hatten. Aber auch im Dritten Viertel hielten wir uns nahe an Staffelsee! Sie schafften es nicht, sich auf mehr als 4 Punkte abzusetzen, und diese hatten wir schnell wieder aufgeholt. Ariana und Sofia kämpften sich weiterhin souverän durch das gepresste Vorfeld, trotz Schmerzen und Anstrengung. Das Spiel lief für uns mehr oder weniger von Auszeit zu Auszeit, von Pause zu Pause, wo man aber anmerken muss, dass Staffelsee ihrerseits auch nicht schlecht dabei waren mit Auszeiten, was wohl mit dem Punktestand zu tun hatte, der Ende des dritten Viertels immer noch ausgeglichen war! Während der gegnerische Trainer also tobte und seinen Spielerinnen eine Kopfwäsche verpasste, war Flo die Ruhe selbst und führte uns ausgeglichen und souverän durchs Spiel. Diese Ruhe war wirklich wichtig, denn sie half dabei, wortwörtlich "am Ball" zu bleiben und nicht in Hektik zu verfallen. Trotz Ausgezehrtheit und Müdigkeit wurde uns mit dem immernoch ausgeglichenen Ende des dritten Viertels klar, dass da noch mehr geht. Und wir wollten mehr. Die Vorstellung, den Tabellenführer mit nur 5 Spielerinnen zu besiegen, war einfach zu verlockend. Im Endeffekt ist niemandem klar, woher wir die Kondition genommen haben, aber im vierten Viertel machten wir weiter, wie in den Vierteln davor auch. Das vierte Viertel war also nicht mehr unser Spießroutenlauf, sondern der der Gegnerinnen, die darauf gewartet hatten, dass unsere Kondition und unser Wille irgendwann gebrochen werden sein würden. Das war aber nicht der Fall, und die Tabellenführerinnen sahen sich in ihrer ungeschlagenen Position bedroht. Als Ariana Pasoski dann selbstbewusst zwei 3er in Folge verwandelte, kannte unsere Euphorie keine Grenzen mehr: " Scheiss auf die Bank, wir brauchen keine! ", so kam es johlend von unserem Coach (was aber keinesfalls an unsere Mädels gerichtet ist, die bei dem Spiel nicht dabei sein konnten, sondern gegen die Gegner! Nicht falsch verstehen :) ). Langsam aber sicher erspielten wir uns ein Polster von zeitweise 10 Punkten, welches die Gegnerinnen zunehmend verunsicherte. 3 Minuten vor Schluss versuchten sie, uns mit einer Ganzfeldzone aus dem Konzept zu bringen, was aber nicht funktionierte. Wir kämpften weiter, und mit heruntertickender Uhr kamen wir unserem Ziel immer näher. Die Zeit wurde immer weniger und für Staffelsee auch die Zeit, die blieb um den Rückstand aufzuholen. Nach schier unendlich langem Kampf war das Wunder vollbracht: wir hatten den Tabellenführer nur zu fünft besiegt! (54:62) Ein Sieg, der sehr überraschend war, sowohl für die eine, als auch für die andere Seite: Staffelsee war sich dem Sieg wohl zu sicher, weshalb sie nicht von Anfang an gezeigt haben, wer der Chef ist, und wir haben uns unterschätzt und davon profitiert, dass die Gegnerinnen nicht von Anfang an Dominanz gezeigt haben, sonst wäre es uns wohl so ergangen wie Dingolfing letzte Woche. Das ganze Spiel war also mehr oder weniger eine Kopf- und Willenssache, nur deshalb haben wir so lange durchgehalten. 

Alles in allem ein super Spiel, das gezeigt hat, wie viel man als Team und mit der richtigen Mentalität auf die Beine stellen kann! Und noch dazu ein gelungener Jahresabschluss, der auf eine vielversprechende zweite Saisonhälfte hoffen lässt!